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Dem Weihnachtsmann die Arbeit erleichtert

Informatik-Handbuch

Wer als Informatik-Studi immer noch nicht weiß, was er sich vom Weihnachtsmann wünschen soll, dem kann jetzt geholfen werden: Rechtzeitig vor dem Fest ist das ,,Informatik-Handbuch`` erschienen.

Wer als Informatikerin oder Informatiker mal eben schnell wissen wollte, was und wozu Corba ist oder welche Anti-Aliasing-Verfahren es gibt, hatte es bisher schwer. Gerade bei neuen Entwicklungen oder bei Begriffen aus Gebieten, in die man sich bisher nicht vertieft hatte, fehlt häufig das einschlägige Fachbuch im Regal, um nachschlagen zu können.

Außerdem gab es bisher kein thematisch gegliedertes Nachschlagewerk der Informatik. Das hat sich jetzt geändert: Der Hanser-Verlag ist in diese Marktlücke gestoßen und hat renommierte Autoren und eine Autorin (mindestens ebenso renommiert) dafür gewinnen können, Beiträge zum ,,Informatik-Handbuch`` beizusteuern. Auf knapp 1000 Seiten werden in mehr als vierzig Kapiteln von der Logik über Datenbanken bis zu Normen und Spezifikationen der Informationstechnik fast alle relevanten Themenkreise der Informatik abgehandelt. Wer im Kapitel Softwaretechnik blättert, wird Abbildungen aus der gleichnamigen Vorlesung von Frau Floyd wiederfinden. Zusammen mit Herrn Züllighoven hat sie das Kapitel zum Softwareengineering verfaßt.

Das Informatik-Handbuch wendet sich deutlich an einen akademischen Leserkreis. Für Studierende besonders interessant sind Literaturangaben zu jedem Kapitel, aufgeteilt in allgemeine und spezielle Literatur zum jeweiligen Thema.

Die einzelnen Kapitel haben mir unterschiedlich gut gefallen. Gänzlich ignoriert wird das Thema Datenschutz, und obwohl es ein spezielles Kapitel ,,Normen und Spezifikationen`` gibt, fehlt eine Referenz auf das Bundesdatenschutzgesetz. Neueste Entwicklungen wie Java Beans, Wissensmanagement oder Frames (im Kontext objektorientierten Designs) konnten noch keinen Einzug in die vorliegende Auflage finden. Erstaunlich ist auch das Fehlen von Begriffen wie Groupware, Workflow und CSCW im Stichwortverzeichnis.

Der Wirtschaftinformatik einen eigenen Themenkreis zu widmen (warum beispielsweise nicht auch der Medizinischen Informatik?) hat wohl eher ökonomische denn inhaltliche Gründe. Was der Leserin oder dem Leser hier angeboten wird, findet sie/er in den Kapiteln davor abstrakter, systematischer und verdichteter beschrieben. Wer sich etwa Informationen zum Thema Methoden zur Aufwandsabschätzung im Kapitel ,,Informationsmanagement`` erhofft, geht leer aus. Stattdessen nicht viel mehr als Klappentext-Weisheiten.

Im Kapitel Mensch-Maschine-Kommunikation scheint die Auswahl der Themen eher willkürlich. Einerseits finden kommunikationstheoretische Arbeiten des Hamburger Psychologen Schulz von Thun Beachtung, andererseits werden arbeitspsychologische Methoden etwa zur Arbeitsplatzanalyse ignoriert. Es fehlen Unterkapitel zu Entwurfswerkzeugen und Evaluationsmethoden. Das Literaturverzeichnis zu diesem Kapitel ist leider ebenso lückenhaft.

Trotzdem: Ich habe gerne im Informatik-Handbuch gelesen und geblättert. Die Konzeption ist überzeugend und die technische Realisation mit übersichtlichem, unaufdringlichem Layout und ausführlichem Stichwortverzeichnis sehr gut gelungen.

Sollte es dem Verlag gelingen, das Informatik-Handbuch durch regelmäßig aktualisierte Neuauflagen stets auf dem neuesten Stand zu halten, dürfte ihm ein Bestseller beschert werden. Was dem Mediziner der ,,Pschyrembel`` und dem Maschinenbauer der ,,Dubbel``, das könnte dem Informatiker das Informatik-Handbuch werden.

Zum Schluß eine gute Nachricht für den Weihnachtsmann: Einen Hörerschein gibt's im SWT-Sekretariat bei Frau Kerpen.
Klaus Steinfatt

P. RECHENBERG, G. POMBERGER
Informatik-Handbuch
Hanser-Verlag, 1997, 961 S., 98.- DM
ISBN 3-446-18691-3



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bits-Redaktion
11/28/1997