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Studienreform Informatik - endlich in trockenen Tüchern?

Jahre hat sie gedauert, nun hat der Fachbereich seinen Teil getan und die Studien- und Prüfungsordnung '98 ist auf dem Weg durch die übergeordneten Instanzen. Nach teilweise hohem persönlichen Einsatz, Dutzenden von Sitzungen, Konferenzen und Entwürfen ist es nun vollbracht und Stolz wie Frust verteilen sich auf alle Seiten. Eines wird jedem klar, der sich mit den Ergebnissen beschäftigt: Die Reform ist trotz zahlreicher Kompromisse ein Sprung durch den Feuerring, geht sogar vielen Studierenden in ihrem Tenor zu weit: studienbegleitende Prüfungen (im Grundstudium teilweise Klausuren), mehr Pflichtscheine, mehr Stunden (insbesondere im mathematischen und formalen Grundlagenbereich), ein gekürztes Ergänzungsfach und eingeschränkte Wahlfreiheit im Hauptstudium, Studien- und Diplomarbeiterseminar und Berufsorientierung fallen weg, die Diplomarbeit wurde auf ein Semester gekürzt und die Regelstudienzeit auf 9 Semester.

Unterhält man sich mit denjenigen, die intensiv an der Reform mitgewirkt haben, so scheinen schwerwiegende externe Vorgaben den Raum für interne Veränderungen stark eingeengt zu haben, was natürlich die Reibungen um einzelne Punkte noch verstärkt hat. Wenn die (komplett neue) Studienordnung auch viel verbindlicher ist als die alte und damit durch präzisere Formulierungen die Studierenden schützt, so war der Preis bei der Prüfungsordnung hoch: Beim ersten Lesen sollte man sich das gute halbe Dutzend neuer Begriffe einprägen, um beim zweiten Durchgang eine Chance zu haben zu begreifen, welche Leistungen in welcher Form sich mit welchen Voraussetzungen zu welchen Prüfungen zusammensetzen.

Ist mit der Fertigstellung der Papiere nun die Reform in trockenen Tüchern? Mitnichten, denn zum einen ist Papier bekanntlich geduldig und die ,,neue Informatik`` muß in den nächsten Semestern erst noch sukzessive mit Leben gefüllt werden, zum anderen wird das alte Curriculum für die ,,älteren Studierenden`` noch nebenher weiterlaufen müssen und für zusätzliche organisatorische Belastungen sorgen. Ob die Reform letztlich ein Erfolg werden wird, wird sich erst zeigen, wenn in einigen Jahren die mit ihr verbundenen Ziele überprüft werden können wie z.B. Verkürzung der durchschnittlichen Studienzeit, Senkung der Abbrecherquote, erhöhte Vernetzung der Lehrenden, gleichmässigere Beteiligung aller Lehrenden an der Lehrlast (vor allem im Grundstudium), stärkere Beteiligung der Studierenden an Hauptstudiumsveranstaltungen und veranstaltungsnähere Prüfungen.
Tim Suchanek


bits-Redaktion
10/06/1998