Seminar


Veranstaltungs-Nr.: 18.411 (SoSe 2005)
Titel: Koordinierung in Gesellschaften
Veranstalter:Michael Köhler, Daniel Moldt, Rolf von Lüde
Zeit / Ort: 2 st. Mi. 10-12 AP1 1.38-0.00
Achtung: Das Seminar findet am Zentralcampus statt, Allende Platz 1 (AP1)
Inhalt: Dieses Seminar verfolgt drei Ziele:
(1) Es will klären, was Selbstorganisation ist, wie selbstorganisierte soziale Systeme empirisch „funktionieren“ und wie sie prinzipiell in Form von Multiagenten-Gesellschaften entworfen werden können.
(2) Es will den Blick auf neuere philosophische Konzepte zur Selbstorganisation schärfen und Modelle von Selbstorganisations-Mechanismen aus sozialwissenschaftlichen Theorien extrahieren.
(3) Es will klären, wie selbstorganisierte Systeme prinzipiell (nicht) gesteuert werden können.

Das Seminar versteht sich dabei als ein Schritt in Richtung auf das Fernziel, die Logiken sozialer Selbstorganisation in einer allgemeinen Theorie zu formulieren, die wesentliche Grundzüge sozialer Selbstorganisation sowohl künstlicher als auch menschlicher Gesellschaften erfasst.

Lernziel: Nach Auffassung der Dozenten weisen Informatik und Soziologie eine fundamentale, wenngleich nicht offensichtliche Gemeinsamkeit auf: Sie (re)konstruieren hochkomplexe Strukturen und Prozesse, die rekursiv auf sich selbst zurückwirken und emergente Effekte erzeugen. Doch die Fachsprachen und Herangehensweisen, mit denen beide Disziplinen dieses Unternehmen angehen, unterscheiden sich stark. Dieses Seminar will daraus Synergieeffekte erzielen, indem Informatik und Soziologie einander wechselseitig (und abwechselnd) analytische Denk- bzw. Erklärungsmodelle vorstellen, mit denen die gemeinsame Fragestellung erhellt werden soll, was Selbstorganisation ist und wie selbstorganisierte Systeme zu steuern sind.
Stell. im Studienplan: Hauptstudium, Vertiefungsgebiete A1, A4, P2, P4, Th1, Th2, Schwerpunkte OSE, VIS, SEM
Voraussetzungen: Vordiplom
Vorgehen: Der vorläufige Seminarplan sieht aus wie folgt:
  1. Thematische Einleitung. Seminarorganisation. Zur Struktur der Referate.
  2. Vorläufige Klärung der Begriffe: Selbstorganisation, Mechanismen, Dynamiken.
  3. Neue konstruktivistische Systemtheorie, Rekursivität, Reflexivität, nichtlineare Rückkopplung, Chaos, Ordnung, Komplexität, Emergenz, Autopoiesis.
  4. Strukturelle Kopplung, Ausdifferenzierung von Systemen, Emergenz, Autopoiesis, Reduktion und Aufbau von Komplexität (Luhmann).
  5. Ungleichgewichts- vs. Gleichgewichtsdynamik, Thermodynamik, Informationstheorie, Mikro-Makro.
  6. Monopolmechanismus (Elias), Mechanismen der Machtbildung (Popitz).
  7. Synergetik. Bildung weniger Makro-Ordnungsparameter. Versklavung.
  8. Strukturdynamiken und Mechanismen bei Schimank.
  9. Undesignbares: genetische Algorithmen; Ameisen-Algorithmen; zellulare Automaten, neuronale Netzwerke, autonomous computing.
  10. Isomorphismus (Powell/ DiMaggio), spieltheoretische Mechanismen.
  11. Design algorithmischer Selbstorganisation, Spieltheorie, computational organizational design.
  12. Wie ist Steuerung sozialer Systeme mit Hilfe von Selbstorganisations-Mechanismen möglich?
Literatur: Wird im Seminar bekannt gegeben.
Periodizität: unregelmäßig
Eignung: Geeignet für Lehramtsstudierende, Nebenfachstudierende, Bioinformatikstudierende, Wirtschaftsinformatikstudierende.
Stichworte: Selbstorganisation, Koordination, Agenten, Organisationsinformatik, Sozionik

Datenbank-Inhalt am 10.02.2005 um 08:22 Uhr KVV-Online