Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
![]() |
|
|
Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Oder-Spree | |
Höhe: | 44 m ü. NHN | |
Fläche: | 63,47 km2 | |
Einwohner: | 30.416 (31. Dez. 2015)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 479 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 15890 | |
Vorwahl: | 03364 | |
Kfz-Kennzeichen: | LOS | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 67 120 | |
LOCODE: | DE,EH | |
Stadtgliederung: | 4 Ortsteile bzw. Stadtbezirke | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Zentraler Platz 1 15890 Eisenhüttenstadt |
|
Webpräsenz: | ||
Bürgermeisterin: | Dagmar Püschel (Die Linke) | |
Lage der Stadt Eisenhüttenstadt im Landkreis Oder-Spree | ||
Eisenhüttenstadt ist eine amtsfreie Stadt an der Oder im Land Brandenburg, unmittelbar an der polnischen Grenze. Die jüngste Stadt Deutschlands entstand als Planstadt während der 1950er Jahre. Sie gehört zum Landkreis Oder-Spree und bildete bis 1993 einen eigenen Stadtkreis. Seitdem hat sie den Status einer Großen kreisangehörigen Stadt.
Eisenhüttenstadt befindet sich im äußersten Norden der Niederlausitz und ist nach Cottbus und Żary deren drittgrößte Stadt. Im Landkreis Oder-Spree ist Eisenhüttenstadt, nach Fürstenwalde/Spree, die zweitgrößte Stadt.
Eisenhüttenstadt liegt auf einer Talsandterrasse des Warschau-Berliner Urstromtales. Im Süden ist es vom Hügelland einer Endmoräne, den Diehloer Bergen, begrenzt. In Eisenhüttenstadt mündet der Oder-Spree-Kanal in die Oder.
Die Stadt liegt etwa 25 Kilometer südlich von Frankfurt (Oder), 25 Kilometer nördlich von Guben und 110 Kilometer von Berlin entfernt.
Bereits nach 1251 wurde auf dem heutigen Stadtgebiet im Rahmen der Territorialpolitik des meißnischen Markgrafen Heinrichs des Erlauchten die Stadt Fürstenberg (Oder) im Verband der Niederlausitz gegründet. 1286 ist sie als Civitas und Zollstätte bezeugt. Im 14. Jahrhundert veranlasste Kaiser Karl IV. den Bau einer Stadtmauer. Von 1316 bis 1817 stand die Grundherrschaft mit geringen Unterbrechungen dem Kloster Neuzelle zu. Der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gebildete Rat hatte die Niedergerichte inne, gemeinsam mit dem Abt von Neuzelle auch die Obergerichte.
1635 kam Fürstenberg (Oder) nach dem Prager Frieden mit der Niederlausitz zum Kurfürstentum Sachsen, 1815 fiel es an Preußen. Das abseits der Fernstraße Frankfurt (Oder)–Guben an einer wenig bedeutenden Oderfähre gelegene, aber als Zollstätte wichtige Städtchen, in dem auch Fischerei und Schifffahrt betrieben wurden, hatte 1830 eine Einwohnerzahl von 1.686. Mit dem Bau der Bahn von Frankfurt (Oder) nach Breslau 1846 und im Anschluss an den hier in die Oder mündenden Oder-Spree-Kanal (1891) begann eine industrielle Entwicklung mit Glashütten, Werften, Säge-, Öl- und Getreidemühlen. Die Jüdische Gemeinde der Stadt nahm 1890 ihren Friedhof in Nutzung, der später von den Nazis zerstört wurde. Zwischen 1871 und 1900 verdoppelte sich die Bevölkerungszahl auf 5.700, bis 1933 stieg sie auf 7.054. Im Jahre 1925 wurde ein Oderhafen angelegt.
Für die Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten entstand ein unterirdisches Chemiewerk, in dem während des Zweiten Weltkrieges Häftlinge eines Außenlagers des KZ Sachsenhausen und Kriegsgefangene des M-Stammlager III B (Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager) Zwangsarbeit verrichteten, bei der Tausende ums Leben kamen. Außerdem wurden sie eingesetzt bei der Degussa, im Motorenwerk Borsig, im Kraftwerk an der Oder, im Granitlager, im Forst und beim Straßenbau. Zwischen 1940 und 1943 wurde am Oder-Spree-Kanal ein neuer Binnenhafen errichtet, der heutige Hafen Eisenhüttenstadt. Am 24. April 1945 besetzten sowjetische Truppen die Stadt. Vorübergehend war Fürstenberg (Oder) Garnisonsstadt der sowjetischen Armee.
Auf dem III. Parteitag der SED vom 20. bis 24. Juli 1950 wurde der Beschluss zum Bau des Eisenhüttenkombinats Ost (EKO) und einer sozialistischen Wohnstadt bei Fürstenberg (Oder) gefasst.
Eisenhüttenstadt gilt somit als die erste „sozialistische Stadt“ der DDR und ist als reine Planstadt entstanden.
Am 18. August 1950 erfolgte der symbolische erste Axthieb zum Baubeginn des Eisenhüttenkombinats. Am 1. Januar 1951 legte Minister Fritz Selbmann den Grundstein für den ersten Hochofen, der am 19. September 1951 den Betrieb aufnahm. Bis 1955 entstanden fünf weitere Hochöfen. Am 1. Februar 1953 wurde die Wohnstadt als selbstständiger Stadtkreis aus dem Kreis Fürstenberg herausgelöst und am 7. Mai 1953 aus Anlass des Todes von Stalin in Stalinstadt umbenannt. Ursprünglich sollte die Stadt zum 70. Todestag von Karl Marx den Namen Karl-Marx-Stadt erhalten.[2], den dann aber stattdessen Chemnitz erhielt. Ende des Jahres 1953 hatte die Stadt 2.400 Einwohner, im Jahre 1960 bereits 24.372. Fürstenberg (Oder) wurde 1952 Kreisstadt und hatte 1960 eine Einwohnerzahl von 6.749.
Am 13. November 1961 wurden die Städte Fürstenberg (Oder) (mit dem Ortsteil Schönfließ) und Stalinstadt zu Eisenhüttenstadt zusammengeschlossen, um im Rahmen der Entstalinisierung den unerwünscht gewordenen Namen zu tilgen. Dabei wurde die Stadt Fürstenberg (Oder) aus dem Landkreis Fürstenberg herausgelöst und der bereits unter dem Namen Stalinstadt bestehenden kreisfreien Stadt zugeschlagen. Eisenhüttenstadt war dann bis zur Bildung des Landkreises Oder-Spree sowohl kreisfreie Stadt als auch Kreisstadt des Kreises Eisenhüttenstadt.
Am 19. September 1986 wurde unter großer politischer Anteilnahme in der Bundesrepublik ein Abkommen über die erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaft zwischen Saarlouis und Eisenhüttenstadt unterzeichnet.[3]
Mit dem Ausbau des Hüttenwerks stieg die Einwohnerzahl bis 1988 auf den historischen Höchststand von über 53.000. Im Jahre 1993 erfolgte die Eingemeindung des Ortes Diehlo. 1996 wurde die Neue Deichbrücke über den Oder-Spree-Kanal wiederaufgebaut. Mit dem Strukturwandel nach der Wiedervereinigung ist die Einwohnerzahl auf 31.000 gefallen, mit weiter fallender Tendenz. Um den Schrumpfungsprozess zu beherrschen, wurde inzwischen ein Stadtumbauprogramm begonnen, das unter anderem den Abriss von 4.500 Wohnungen bis zum Jahre 2010 und die Sanierung von 3.500 bis 4.000 Wohnungen bis zum Jahre 2015 vorsieht.
Der etwas sperrige Name der Stadt hat immer schon dazu animiert, griffigere Bezeichnungen zu kreieren. In der Umgangssprache wird die Stadt oft verkürzt mit „Hüttenstadt“ oder „Hütte“ bezeichnet. Um die etwas bevorzugte Behandlung der Stadt zu karikieren, wurde die Stadt von der (nicht in Eisenhüttenstadt lebenden) Bevölkerung auch als Schrottgorod bezeichnet.[4] Schrott verballhornte darin das Eisen als ein zur Wiederverwertung anstehendes Material, die Endung -gorod die russische Endung für -stadt.[5]
Die Gemeinde Diehlo wurde im Jahr 1993 Ortsteil von Eisenhüttenstadt.
Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen von Eisenhüttenstadt (vor 1961 Stalinstadt) nach dem jeweiligen Gebietsstand (jeweils 31. Dezember). Dabei handelt es sich um amtliche Fortschreibungen der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik (bis 1989) und des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg (ab 1990).
Jahr | Einwohner |
---|---|
1953 | 2.400 |
1955 | 15.157 |
1958 | 19.629 |
1960 | 24.372 |
1961 | 32.970 |
1965 | 38.138 |
1970 | 45.410 |
1975 | 47.414 |
1980 | 48.253 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
1985 | 48.810 |
1988 | 53.048 |
1990 | 50.216 |
1995 | 47.376 |
2000 | 41.493 |
2005 | 34.818 |
2007 | 33.091 |
2008 | 32.214 |
2009 | 31.689 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
2010 | 31.132 |
2011 | 27.795 |
2012 | 27.410 |
2013 | 28.753 |
Betrachtet man die Entwicklung der Bevölkerung in den heutigen Grenzen der Stadt, so sieht man den enormen Anstieg zu DDR-Zeiten, dem allerdings ein deutliches Abfallen seit der Wiedervereinigung gefolgt ist. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis 2030 auf unter 25.000 fällt. Das wäre ein Verlust von über 30 Prozent seit 2000.
Die Stadtverordnetenversammlung (SVV) Eisenhüttenstadt besteht seit der Kommunalwahl am 28. September 2008 aus 32 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 ergab bei einer Wahlbeteiligung von 37,5 Prozent (-4,8 Prozent im Vergleich zu 2008) folgende Sitzverteilung:
Die Linke | CDU | SPD | BVFO | AfD | B90/Grüne | REP | Piraten | FDP | Gesamt | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2014 | 8 | 5 | 9 | 4 | 2 | 1 | 1 | 1 | - | 32 |
2008 | 11 | 4 | 9 | 4 | - | 1 | 1 | - | 2 | 32 |
Die Stadtverordneten von BVFO (Bürgervereinigung Fürstenberg/Oder), Bündnis 90/Die Grünen und Piraten bilden dabei eine gemeinsame Fraktion.[6]
Bürgermeister von Stalinstadt bzw. seit 1961 Eisenhüttenstadt:
Das Wappen wurde am 31. Januar 1992 genehmigt.
Blasonierung: „In goldenem Feld über drei blauen Wellenfäden in Rot rechts ein Hochhaus, links ein Hochofensystem überhöht von dem bandförmig blauen Teilumriss einer links gewandten Friedenstaube.“[7]
Eisenhüttenstadt führt seit 1973 ein Wappen, das von Johannes Hansky (1925–2004) entworfen wurde. Im Vordergrund werden ein rotes Hochhaus und daneben ein roter Hochofen dargestellt, die das metallurgische Zentrum symbolisieren. Darüber schwebt stilisiert eine Friedenstaube. Im Schildfuß symbolisieren drei blaue Wellen die Lage an der Oder.[8]
Die evangelische Friedensgemeinde Eisenhüttenstadt nutzte für Gottesdienste in Schönfließ zunächst einen Raum in einer Gaststätte. In der Neustadt war zunächst ein sogenannter Evangeliumswagen, zwischenzeitlich ein Zelt und ab 1952 eine Baracke vorhanden. Für die geplanten Wohnsiedlungen, damals noch als Stalinstadt, waren seitens Walter Ulbricht keine kirchlichen Einrichtungen und insbesondere keine Kirchtürme vorgesehen. Das heutige evangelische Kirchengebäude und Gemeindezentrum in der Neustadt wurde nach 1976 erbaut und geht mit auf den langjährigen Einsatz des späteren Ehrenbürgers Pfarrer Heinz Bräuer zurück.[9]
Im Ortsteil Fürstenberg wurde die im Krieg stark zerstörte Nikolaikirche provisorisch aufgebaut und nach der Wende grundlegend saniert. Die neuapostolische Gemeinde in Eisenhüttenstadt hat eine Kirche im Stadtteil Fürstenberg.
Seit den 1920er Jahren gab es eine baptistische Gemeindearbeit, aus der 1990 die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde als selbstständige Gemeinde hervorging.[10]
In der Liste der Baudenkmale in Eisenhüttenstadt und der Liste der Bodendenkmale in Eisenhüttenstadt stehen die vom Land Brandenburg unter Denkmalschutz gestellten Kulturdenkmale der Stadt.
Im Ortsteil Fürstenberg sind an der Königstraße 61 durch den Künstler Gunter Demnig Stolpersteine für Emma und Siegfried Fellert verlegt worden.[11][12]
Der Fußballverein Eisenhüttenstädter FC Stahl spielt derzeit in der Landesliga Brandenburg. Der Fußballverein FSV Dynamo Eisenhüttenstadt spielt derzeit in der Landesliga Brandenburg.
Vermutlich seiner Sperrigkeit wegen, die zahllose Assoziationen weckt und eines gewissen Rhythmus nicht entbehrt, existieren verschiedene Musiktitel mit dem Namen der Stadt:
Am 18. August 1950 gab der Minister für Industrie der DDR, Fritz Selbmann, mit den ersten Axtschlägen zum Fällen einer Kiefer den Start frei für den Bau des Eisenhüttenkombinats Ost (EKO).
Die Wirtschaft in Eisenhüttenstadt wird heute von der ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH dominiert. ArcelorMittal Eisenhüttenstadt ist ein integriertes Hüttenwerk und gehört zu ArcelorMittal, dem weltweit größten Stahlkonzern. Das aus dem VEB Eisenhüttenkombinat Ost bzw. der EKO Stahl GmbH hervorgegangene Unternehmen ist gegenwärtig das größte in Brandenburg.
Die kanadische 5N Plus eröffnete 2008 ein Werk in Eisenhüttenstadt.
Seit dem Frühjahr 2011 produziert die Firma Progroup AG, Wellpappen-Rohpapiere für die Verpackungsindustrie in Europa. Im Zuge der Ansiedelung der neuen Papierfabrik wurde auf dem Gelände ein neues Heizkraftwerk von der Firma EnBW Propower GmbH sowie eine neue Kläranlage des örtlichen Trink- und Abwasserzweckverbandes in Betrieb genommen.
In Eisenhüttenstadt erscheint als tägliche Regionalzeitung die Märkische Oderzeitung mit einem eigenen Lokalteil. Daneben werden die Anzeigenblätter Märkischer Markt, Märkischer Sonntag und Der Oderland-Spiegel herausgegeben.
Außerdem wird in der Stadt mit dem Oder-Spree-Fernsehen (OSF) ein lokales Fernsehprogramm produziert, das in Eisenhüttenstadt, Neuzelle und Beeskow über Kabel zu empfangen ist.
Die Bahnstrecke Frankfurt (Oder)–Cottbus verläuft durch Eisenhüttenstadt. Über sie ist die Stadt durch die stündlich verkehrende Regionalbahn RB 11 mit Cottbus und Frankfurt (Oder) verbunden. In der Hauptverkehrszeit verkehrt zusätzlich der Regional-Express RE 1, dann sind Direktfahrten bis nach Berlin, Potsdam und Magdeburg möglich.
Die nächste Autobahn ist die A 12 mit der Auffahrt in Frankfurt (Oder). In der Stadt beginnt die Bundesstraße 246; sie wird von der B 112 durchquert, die gegenwärtig zur Oder-Lausitz-Straße ausgebaut wird.
Obwohl die Stadt unmittelbar an der polnischen Grenze liegt, befindet sich kein Grenzübergang in unmittelbarer Nähe. Eine Brücke über die Oder wurde 1945 gesprengt und bisher nicht wieder aufgebaut. Jedoch befindet sich seit 2003 eine Brücke nördlich von Eisenhüttenstadt über die Oder in Planung. Baubeginn und Fertigstellung sind ungewiss, da sich gegen den Bau Widerstand breit macht. Die nächsten Übergänge nach Polen befinden sich in Frankfurt (Oder) und Guben.
Der nächstgelegene Flughafen ist Berlin-Schönefeld. Ein Verkehrslandeplatz liegt am Nordwestrand der Stadt im zur Gemeinde Siehdichum gehörenden Pohlitz.
Eisenhüttenstadt liegt an einer Bundeswasserstraße der Ausbauklasse III, der Oder-Spree-Kanal mündet hier in die Oder. Auf dem Wasserweg sind die Küsten der Nord- und Ostsee sowie viele europäische Metropolen zu erreichen. Die Stadt verfügt über mehrere Binnenhäfen mit Bahnanschluss und Straßenanbindung.
|
|
Bad Saarow | Beeskow | Berkenbrück | Briesen (Mark) | Brieskow-Finkenheerd | Diensdorf-Radlow | Eisenhüttenstadt | Erkner | Friedland | Fürstenwalde/Spree | Gosen-Neu Zittau | Groß Lindow | Grünheide (Mark) | Grunow-Dammendorf | Jacobsdorf | Langewahl | Lawitz | Mixdorf | Müllrose | Neißemünde | Neuzelle | Ragow-Merz | Rauen | Reichenwalde | Rietz-Neuendorf | Schlaubetal | Schöneiche bei Berlin | Siehdichum | Spreenhagen | Steinhöfel | Storkow (Mark) | Tauche | Vogelsang | Wendisch Rietz | Wiesenau | Woltersdorf | Ziltendorf |