Mustermann ist ein häufig verwendeter Familienname fiktiver Personen in Deutschland. Erika Mustermann und Max Mustermann stehen als Platzhalternamen für eine beliebige (reale) Frau und einen beliebigen (realen) Mann. Sie werden seit 1978 in Mustern, Vorlagen und Ausfüllhilfen, Formularen, Hinweisen und Datenbanken verwendet. Die Namen werden als imaginäre Personen – daneben zunehmend als Bezeichnung für den deutschen Durchschnittsbürger – verwendet, wobei sie in der Marktforschung teilweise Otto Normalverbraucher und Markus Möglich verdrängen. Früher verwendete Namen für fiktive Personen sind Hans und Grete (Kurzformen von Johannes und Margarethe als die früher häufigsten Taufnamen),[1] Hinz und Kunz (kurz für: Heinrich und Konrad), Krethi und Plethi, der deutsche Michel und Lieschen Müller.

Inhaltsverzeichnis

Erika Mustermann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erika Mustermann ist durch den fiktiven Personalausweis und ebensolchen Reisepass zu bundesweiter Bekanntheit gelangt, mit denen die deutsche Bundesregierung 1982 der Öffentlichkeit das Aussehen der zum 1. November 1984 eingeführten[2] maschinenlesbaren Personalausweise vorführte. Ihre Vorgängerin war Renate Mustermann (* 5. August 1958 in Bonn), die 1978 für das Personalausweis-Muster verwendet wurde.[3]

Im Bundesgesetzblatt tauchte Erika Mustermann erstmals im März 1983 in der Verordnung zur Bestimmung der Muster der Personalausweise der Bundesrepublik Deutschland[4] auf. Als persönliche Angaben werden dort als Geburtsdatum der 12. September 1945, als Geburtsort München und als Geburtsname Erika Gabler verwendet. 1983 war Frau Mustermann 1,76 Meter groß, hatte blaue Augen und wohnte in der Heidestraße 17 in München.[5] In der Folgezeit ändern sich Erika Mustermanns Aussehen und Geburtsdatum mehrfach (seit 1997 der 12. August 1957 und seit ca. 2001 der 12. August 1964), als Geburtsort wird nun Berlin (im Personalausweis von 1997 und in manchen Reisepässen auch München) und als Geburtsname weiterhin Gabler verwendet. Frau Mustermann ist nun 1,60 Meter groß und hat grüne Augen.[6][7] Nachdem sie ursprünglich in der Münchener Heidestraße 17 wohnhaft war, wurde sie aber dort 1995 von der Post als „unbekannt“ ermittelt.[8] 1986 und 1997 wohnte sie in der Nußhäherstraße 10 in München,[9][10] 2007 wieder in der Heidestraße 17, allerdings diesmal in Köln, 2008 in Berlin, 2010 wieder in Köln. Ihr Ordensname lautet Schwester Agnes, was auf ein Leben als Ordensschwester hinweist. In diesem vorläufigen Personalausweis ist sie nicht verheiratet, heißt aber mit Nachnamen Mustermann.[11][12]

Aufgrund der Vielfalt der mittlerweile im Umlauf befindlichen Vorlagen zeichnet sich die imaginäre Person der Erika Mustermann durch große Wandlungsfähigkeit aus. So ist sie ausweislich der Abbildungen in einer Verwaltungsvorschrift des Bundesministeriums des Innern zu elektronischen Dienstausweisen[13] sowohl im Bundesministerium des Innern als auch im Bundeskriminalamt beschäftigt, ihre Kriminaldienstmarkennummer ist 4711. Geboren ist sie nach diesen Mustern am 1. Dezember 1972. Darüber hinaus ist sie im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung tätig und zudem Soldatin im Rang eines Oberleutnants (w). Als Soldatin ist sie befugt, Schusswaffen zu führen, soweit sie dienstlich tätig wird, hat braungrüne Augen und ist 1,72 Meter groß.[13] Außerdem ist sie ausweislich der Abbildungen in der Triebfahrzeugführerscheinverordnung (TfV) Triebfahrzeugführerin im Eisenbahnverkehr.[14]

Auf dem am 9. Dezember 2015 vorgestellten Flüchtlingsausweis bzw. Ankunftsnachweis weist Erika Mustermann, geb. Gabler, nun auch ihre Registrierung als Flüchtling aus Damaskus (Syrien) nach.[15]

Auf den Passbildern der Personalausweis- und Reisepass-Muster sowie der Passbild-Mustertafel sind reale Mitarbeiter der Bundesdruckerei zu sehen.[16] Sie sind die bislang einzigen Personen, deren Fotos im Bundesgesetzblatt gedruckt wurden.

Laut der Telefonauskunft gibt es mindestens zwei Personen mit Namen Erika Mustermann.[17]

Erika Mustermann im Internet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Einführung des neuen elektronischen Personalausweises (nPA) zum 1. November 2010 erlangte Erika Mustermann noch größere Popularität. Sie war auf sämtlichen offiziellen Informationsmaterialien und im Internetportal zum neuen Personalausweis abgebildet.

Unter dem Motto „Erika hat 'nen Neuen“ informierte sie außerdem ein Jahr lang in den VZ Netzwerken SchülerVZ, StudiVZ[18] und MeinVZ[19] über den neuen Personalausweis.

Das Bundesministerium des Innern entschloss sich, den persönlichen Dialog der fiktiven Erika mit ihren Freunden aus den VZ Netzwerken auf seine offiziellen Informationsseite zum neuen Personalausweis zu übernehmen und richtete eine ständige Rubrik Erika Mustermann ein.[20] Unter dem Motto „Erika zieht zu ihrem Neuen“ zog Erika am 30. November 2011 auf das Ausweisportal um, „zu ihrem Neuen (Personalausweis)“. Durch Nachrichten und Pinnwandeinträge trat sie dort in Erscheinung.

Max Mustermann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsches Fahrerkarten-Muster

Obwohl Max Mustermann im deutschen Sprachgebrauch die Nachfolge von Otto Normalverbraucher als fiktive Person und Inbegriff des Durchschnittsdeutschen angetreten hat, ist er nur ein Verwandter der wesentlich bekannteren, ebenfalls fiktiven Erika Mustermann, die mit Foto und Lebensdaten viele Musterausweise und Dokumente ziert. Einzig das Kraftfahrt-Bundesamt veröffentlichte ein Muster der 2006 eingeführten EG-Fahrerkarte von dem am 1. Februar 1976 geborenen Max Mustermann, ausgestellt von der Fahrerlaubnisbehörde Musterstadt.

Während Max Mustermann bei Behörden also nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist er bei Herausgebern von Kunden-, Kredit- und Debitkarten durchaus sehr nachgefragt. Er ist somit virtueller Eigentümer von vielen Dutzend Karten, die seinen Namen tragen.

Im März 2003 gab ein Quakenbrücker Paar seinem Sohn den Namen Max Mustermann, nach eigener Aussage ohne die Bekanntheit des Namens zu kennen. Im Juli 2016 war der zu dem Zeitpunkt 13-Jährige wegen seines Namens in einer Fernsehsendung des NDR.[21][22]

Max Mustermann wird als Autor des Buches Ändere das Spiel. Die Transformation der IBM in Deutschland und was wir daraus lernen können angegeben. Das Buch erschien 2010.[23]

Bei der Wahl des hessischen Ministerpräsidenten am 18. Januar 2014 gab die Landtagsverwaltung im ersten Wahlgang irrtümlich drei Stimmkarten in Umlauf, die statt des Kandidaten Volker Bouffier den Namen Max Mustermann trugen. Eine dieser Karten wurde gelocht und in die Wahlurne eingeworfen, sodass das Wahlergebnis lautete: 61 Stimmen für Bouffier, eine Stimme für Mustermann.[24] Der Wahlgang wurde daraufhin wiederholt. Im zweiten Durchgang erhielt Bouffier 62 Stimmen.

Andere Mitglieder der Familie Mustermann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsches Führerschein-Muster

Weitere Muster-Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Platzhalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Mustermann/Musterfrau (generic names) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wiktionary: Erika Mustermann – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Max Mustermann – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Hans und Grete im Traubüchlein (1529) von Martin Luther, die Kölner Sage von Jan und Griet oder Hänsel und Gretel in den Kinder- und Hausmärchen (1812) der Brüder Grimm.
  2. Viertes Gesetz zur Änderung des Gesetztes über Personalausweise vom 25. Februar 1983 BGBl. I S. 194.
  3. Passkarte 1978, Bild auf Commons
  4. BGBl. I 1983 S. 291.
  5. BGBl. I 1983 S. 292.
  6. Personalausweismuster 2007, Bild auf Commons
  7. Personalausweismuster 2010, Bild auf Commons
  8. Am 2. September 1995 in München, Heidestraße 17 unzustellbarer Brief (Memento vom 7. Oktober 2010 im Internet Archive)
  9. BGBl. I 1986 S. 1010.
  10. BGBl. I 1997 S. 34.
  11. Bundesgesetzblatt BGBl. 2010 Teil I, Nr. 54, S. 1470 ausgefertigt am 1. November 2010 (PDF).
  12. Muster des vorläufigen Personalausweises, Bild auf Commons
  13. a b Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum elektronischen Dienstausweis vom 7. Mai 2008 (O 1 – 131 234-1/2), Anlage A.
  14. Verordnung über die Erteilung der Fahrberechtigung an Triebfahrzeugführer sowie die Anerkennung von Personen und Stellen für Ausbildung und Prüfung (Triebfahrzeugführerscheinverordnung – TfV) vom 29. April 2011, BGBl. I S. 705, Anlage 1.
  15. Bundesregierung beschließt Ankunftsnachweis. Pressemitteilung des Bundesministerium des Innern, 9. Dezember 2015.
  16. a b Europäischer Abschied von Erika Mustermann. (Memento vom 10. August 2010 im Internet Archive) In: Berliner Morgenpost vom 12. Januar 1999.
  17. Suche bei dastelefonbuch.de nach Mustermann Erika, ausgeführt am 19. Mai 2014.
  18. Erika Mustermann im StudiVZ
  19. Erika Mustermann in MeinVZ
  20. Erika zieht auf das Ausweisportal. (Memento vom 21. Oktober 2012 im Internet Archive)
  21. a b Peter Maxwill: Passbild-Phantom. Wer ist Erika Mustermann? In: Spiegel Online, 2. April 2012.
  22. Beitrag auf ntv, 12. November 2007.
  23. Max Mustermann: Ändere das Spiel. Die Transformation der IBM in Deutschland und was wir daraus lernen können. Murmann Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86774-109-5.
  24. Und dann steht da Max Mustermann. In: faz.net, 18. Januar 2014.
  25. BMI: Alles Wissenswerte zum neuen Personalausweis. (PDF; 1,8 MB) 5. Auflage November 2010, S. 2, 30.
  26. Bundesministerium des Innern: Anwendungstest neuer Personalausweis, Bild auf Commons
  27. BGBl. I 2007, S. 2411.
  28. BGBl. I 2010, S. 1440.
  29. BGBl. I 2013, S. 333, Bild auf Commons
  30. Die Wahrheit. Die deutsche Musta Hari. taz.de, 9. November 2010.
  31. a b Samstag, 12. September 2009: Erika Mustermann ist 64. (Memento vom 10. August 2010 im Internet Archive)
  32. Eingegangene Glückwunschkarten. (Memento vom 6. Oktober 2010 im Internet Archive)
  33. Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe: Corporate Design Handbuch. Grafisches Erscheinungsbild des LWL. (PDF; 2,5 MB) Ausgabe Dezember 2010.
  34. Muster-Einbürgerungstest beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
  35. Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie: Muster des österreichischen EU-Führerscheins, Bild auf Commons
  36. Offene Fragen bei elektronischer Aufenthaltserlaubnis
  37. Robert Löhr: Erika Mustermann. Roman. Piper Verlag, München u. Zürich 2013, ISBN 978-3-492-05452-2.
  38. Bettina Peters: Erika Mustermann. Das geheime Leben der bekanntesten Durchschnittsdeutschen. Eden Books, Hamburg 2016, ISBN 978-3-9591-0077-9.
  39. Ute Krebs: Das unbekannte Leben einer bekannten Frau. In: Freie Presse, 13. September 2016.