Klassifikation nach ICD-10 | ||
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F40.2 | Spezifische (isolierte) Phobien | |
ICD-10 online (WHO-Version 2016) |
Aviophobie oder Flugangst beschreibt die krankhafte Angst respektive Phobie vor dem Fliegen. Die Symptome der Aviophobie können mehrere Tage vor einer Flugreise auftreten, aber auch kurz vor dem Flug, z. B. am Gate oder im Flugzeug. Symptomatisch sind schweißnasse Hände, Herzrasen, flache Atmung, Magen- und Darmkrämpfe, Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit. Generell tritt bei Betroffenen eine Panik auf, die den ganzen Körper zu lähmen scheint.
Nach einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach[1] leiden etwa 15 % aller Deutschen unter Flugangst. Weitere 20 % fühlen sich an Bord nicht sonderlich wohl.[2] Eine Untersuchung von Gründen der Flugangst zeigte: 37 % hatten Angst vor dem Kontrollverlust, 34 % Angst vor einem möglichen Flugzeugabsturz und 13 % Angst vor der Höhe bzw. dem „unsichtbaren Medium Luft“. Bei dieser Untersuchung waren 38 Menschen mit Flugangst im Rahmen einer virtuellen Exposition befragt und beobachtet worden. Die Flugangst wird nach DSM IV als eine spezifische Phobie, als situationsbezogen und als eine nicht „klassische Phobie“ bezeichnet, da diese sich immer aus verschiedenen bezugnehmenden Ängsten zusammensetzt.
Laut der Flugangst-Studie von 2007[3] gibt es bei Betroffenen diese drei Gruppen:
Überwiegend geben die Befragten die Angst vor dem Ausgeliefertsein (61,2 % Nennungen), vor einem Absturz (54,6 % Nennungen) sowie vor Turbulenzen (44,1 % Nennungen) an. Die Angst vor terroristischen Anschlägen ist innerhalb eines Jahres (DFAZ-Studie 2006: 1,9 %) um acht Prozentpunkte gestiegen und wird als Grund von nunmehr 9,7 % der Personen mit Flugangst angegeben.
Nach einer aktuellen Befragung von 2008 [4] kommen neben der Flugangst bei 33,4 % der Betroffenen weitere Stressfaktoren im privaten und beruflichen Bereich hinzu. Die meisten Flugangstgeplagten sind bereits mehrmals geflogen (61,5 %). Während die meisten Frauen (44,3 %) mit der Flugangst nach dem ersten Flug konfrontiert wurden, tritt bei den meisten Männern (27,1 %) die Flugangst nach mehreren angstfreien Flügen auf. Die Stärke der Flugangst beurteilten die meisten zwischen mittel bis stark. Viele sind der Meinung, dass ihre Flugangst übertrieben und unangebracht ist (78,9 %).
Die Aviophobie gehört zu den spezifischen Phobien und ist verwandt mit der Klaustrophobie.
Zur Behandlung von spezifischen Phobien, zu denen auch die Flugangst zählt, eignet sich unter anderem die Konfrontation mit angstauslösenden Reizen im Rahmen einer Verhaltenstherapie. Am Lehrstuhl für Biologische Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie der Würzburger Universität wird zur Behandlung von Flugangst ein neues Verfahren der Konfrontationstherapie eingesetzt, die Virtual Reality Exposure Therapy (VRET). Hierbei werden die Patienten in virtueller Realität ihren angstauslösenden Situation ausgesetzt.[5]
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in professionellen Flugangstseminaren zu lernen, wie man den Teufelskreis der Angst durchbrechen kann. Diese sollten sowohl einen Teil zum technischen Hintergrund des Fliegens, als auch einen psychologischen Teil zu Erklärung der Angstmechanismen und wie man diesen entgegen steuern kann enthalten. Neueste wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass es keinen Mehrwert für den Seminarteilnehmer gibt, wenn der Psychologe an dem Flug teilnimmt. Dennoch bieten die beiden größten deutschen Fluggesellschaften (Lufthansa und Air Berlin) Seminare mit einem psychologisch begleiteten Abschlussflug an.
Konfrontationstherapien haben eine Erfolgsquote von 70-95 %.[6] Es konnte auch gezeigt werden, dass das virtuelle VRET-Verfahren und konventionelle Konfrontationsverfahren bestehend aus Training und späterem Flugereignis gleich gute Ergebnisse im Vergleich mit einer Kontrollgruppe (Wartelisten-Gruppe) erzielten. Eine klinische Studie hierzu zeigte, dass bei beiden Verfahren jeweils 93 % der Teilnehmer bei der Nachuntersuchung nach 6 Monaten inzwischen geflogen waren.[7] Eine Selbstevaluation von Teilnehmern eines Seminars gegen Flugangst ergab, dass 24 % Personen ein Jahr nach dem Seminar völlig angstfrei waren.
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