Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Garmisch-Partenkirchen | |
Höhe: | 923 m ü. NHN | |
Fläche: | 132,84 km2 | |
Einwohner: | 7413 (31. Dez. 2015)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 82481 | |
Vorwahl: | 08823 | |
Kfz-Kennzeichen: | GAP | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 80 123 | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Dammkarstr. 3 82481 Mittenwald |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Adolf Hornsteiner (CSU) | |
Lage des Marktes Mittenwald im Landkreis Garmisch-Partenkirchen | ||
Mittenwald ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen und liegt im oberen Isartal, knapp 100 Kilometer südlich von München zwischen dem Karwendel- und dem Wettersteingebirge, fast unmittelbar an der österreichischen Grenze.
Westlich des auf rund 920 m ü.NN gelegenen Ortes befinden sich die beiden Bergseen Lautersee und Ferchensee und das Wettersteingebirge. Östlich entlang des Mittenwalder Ortszentrums fließt die Isar, über der Gipfel des Karwendels aufragen.
Direkt an Mittenwald vorbei führt die Bundesstraße 2 sowie die Eisenbahnstrecke der Mittenwaldbahn.
Der Jahresniederschlag beträgt 1437mm und liegt damit im oberen Drittel der von den Messstellen des Deutschen Wetterdienstes erfassten Werte. Über 96% zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der Februar; am meisten regnet es im Juli. Im niederschlagreichsten Monat fällt ca. 2,9mal mehr Regen, als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagschwankungen liegen im oberen Drittel.
In antiker Zeit verlief durch Mittenwald eine Römerstraße. Es handelt sich um den Brennerpass-Zweig der Via Claudia Augusta, der Augsburg (Augusta Vindelicum) und Bozen (Pons Drusi) verband. Auf Mittenwalder Flur könnte die von der Tabula Peutingeriana erwähnte Straßenstation Scarbia gelegen sein.
Mittenwald geht auf eine im Scharnitzwald gelegene Rodungssiedlung zurück und wurde 1096 als in media silva erstmals urkundlich erwähnt, 1305 wurde ihr das Marktrecht verliehen.
Die Wälder der Umgebung waren Grundlage für das Gewerbe der Flößerei. Die Zunft der Flößer verfügte über 20 Meister und zahlreiche Gesellen in Mittenwald.
Es war einer der Hauptorte der zwischen Tirol und Bayern gelegenen ehemaligen Grafschaft Werdenfels, die von 1294 bis zur Säkularisation 1802 dem Hochstift Freising angehörte und erst durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 an Bayern fiel.
Im Mittelalter bedeutender Umschlagplatz auf der Handelsroute vom unteren Weg von Augsburg/Nürnberg nach Venedig, profitierte Mittenwald ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert vom Rottfuhrwesen, dem zwischen 1487 bis 1679 auf Initiative von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen wegen der Bozner Konflikte mit den Venezianern am Ort abgehaltenen Bozener Markt und dem transalpinen Fernhandel. Am Ende des 17. Jahrhundert entfalteten sich unter diesen Voraussetzungen neue Gewerbe wie die Bortenwirkerei, die Filetseidenstickerei und ab 1689 die Geigenbautradition, begründet durch Matthias Klotz. Seitdem entwickelte sich Mittenwald neben dem sächsischen Markneukirchen zum bis heute bedeutendsten Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus in Deutschland (siehe unten).
Der Bau der Bahnlinie Garmisch-Partenkirchen – Innsbruck (Mittenwaldbahn) um 1912 brachte den Fremdenverkehr in den Ort.
Mittenwald wurde in den 1930er Jahren Garnison und Ausbildungszentrum der Gebirgstruppe der Wehrmacht. Seit 1956 hat es diese Funktion erneut im Rahmen der Bundeswehr.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 gehörte Mittenwald zur Amerikanischen Besatzungszone. Die Militärverwaltung errichtete in Mittenwald ein DP-Lager für jüdische und ukrainische so genannte Displaced Persons (DPs). Die ukrainischen DPs wurden in der Gebirgsjägerkaserne und im Lager Luttensee (der heutigen Luttensee-Kaserne) untergebracht, für die jüdischen DPs wurden einige Mittenwalder Hotels requiriert.
Dem seit 1996 amtierenden Bürgermeister Hermann Salminger von der Vereinigung der freien Wähler folgte bei den Wahlen - ohne Gegenkandidaten - 2008 Adolf Hornsteiner (CSU) mit 90,2 Prozent aller Stimmen.
Der „Kameradenkreis der Gebirgstruppe e.V.“, eine soldatische Traditionsgemeinschaft, richtet alljährlich an Pfingsten Gedenkfeierlichkeiten an einem eigens dafür errichteten Ehrenmal auf dem Hohen Brendten aus. Die so genannte Brendtenfeier gilt als Deutschlands größte Soldatenfeier. Zwischen 2002 und 2009 fanden zeitgleich Gegenveranstaltungen der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) und weiterer, überwiegend linker, Gruppierungen statt.[2][3] Die Veranstaltungsgegner werfen dem Kameradenkreis vor, zwar ihrer verstorbenen Kameraden zu gedenken und soldatische Traditionen zu beschwören, dabei jedoch die von Gebirgsjägern im Zweiten Weltkrieg verübten Verbrechen nicht zu thematisieren, sie zu leugnen oder sogar gut zu heißen.[4][5]
Die Treffen der Gebirgsjäger sind umstritten, weil deutsche Gebirgstruppen während des Zweiten Weltkriegs an zahlreichen Gräueltaten und ungesühnten[6] Kriegsverbrechen beteiligt waren[6]. Von italienischen Gerichten wurden viele der heute noch lebenden ehemaligen Wehrmachtssoldaten der Gebirgstruppe, die an Kriegsverbrechen in Italien beteiligt waren, unlängst zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt,[7] die in Deutschland allerdings großteils nicht vollstreckt werden. Viele von ihnen sind auf der alljährlichen Brendtenfeier anzutreffen. Die Gemeinde sorgte für eine Verlegung der Brendtenfeier außerhalb der Urlaubssaison, um den Schaden für die Tourismusbranche durch Gegendemonstrationen zu mindern.[8][9]
Ein Denkmal, das der Arbeitskreis „Angreifbare Traditionspflege“ der Gemeinde gestiftet hatte, wurde am 21. März 2010 vor der Grund- und Hauptschule offiziell eingeweiht.[10]
Es besteht eine Partnerschaft mit der Stadt Wyk auf Föhr.
Die Haupteinnahmequelle des Ortes stellt mit Abstand der Tourismus dar. Im Ort gibt es rd. 600 Beherbergungsbetriebe mit ca. 5400 Betten sowie etwa 70 Restaurationsbetriebe. Neben einer gut ausgebauten Infrastruktur (u.a. Kunsteisstadion, Erlebnisbad, Tennishalle, Sessellift, Bergbahn) ist Mittenwald auch bekannt für sein altüberliefertes kulturelles Brauchtum. Alle fünf Jahre findet dort der „Bozner Markt“ statt, außerdem auch alle vier Jahre der Internationale Geigenbauwettbewerb.
Die Gemeinde gilt, neben dem sogenannten Musikwinkel im sächsischen Vogtland, als das bedeutendste deutsche Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus unserer Zeit. Die Mittenwalder können in diesem Bereich auf eine über 300-jährige Tradition zurückblicken, als deren Begründer Matthias Klotz (1653–1743) gilt. Heute gibt es in Mittenwald ca. 10 selbständige Geigenbaumeister. Außerdem gibt es eine staatliche Fachschule für Geigenbau mit ca. 45 Schülern in 7 Semestern. Die Schule hat eine 150-jährige Tradition und wurde zur Ausbildung der sog. Heimarbeiter gegründet, die Geigenteile herstellten, die dann bei den Verlegern zusammengebaut und in die ganze Welt verkauft wurden. Durch diese Einzelteilanfertigung waren die Geigenbauer nicht mehr in der Lage, ein ganzes Instrument zu bauen. Zusätzlich besteht an der Geigenbauschule seit 1980 ein Zweig für Zupfinstrumentenmacher.
Wer alte Mittenwalder Instrumente ansehen möchte, kann das Geigenbaumuseum in der Ballenhausgasse besichtigen. Dieses wurde am 16. April 2005 nach Renovierung und Umgestaltung wieder eröffnet.
In Mittenwald siedelten sich nie nennenswert Industrie- und Großbetriebe an. Zudem ist in letzter Zeit ein vermehrtes Abwandern vorhandener Betriebe zu erkennen. So sollen die Firmen GEWA (Musikinstrumente und Zubehör) und Dokumental (frühere Mittenwald Chemie) in den nächsten Jahren den Ort verlassen. Dies und der Abbau der Standortverwaltung (Bundeswehr) entziehen dem Ort auf Dauer das zweite Standbein neben dem Tourismus. Bislang waren die Bemühungen, den Ort als Standort der Gebirgstruppe im Kern zu erhalten, erfolgreich. Und auch touristisch wurden in jüngster Vergangenheit, durch die Etablierung des BIKE Transalp Challenge von Mittenwald nach Riva (Gardasee) und des am 24. Juli 2005 eröffneten DSV Nordic-Walking-Aktiv-Zentrums, neue Akzente gesetzt. Ob dies im hart umkämpften touristischen Angebot dauerhaft erfolgreich ist, muss sich erst noch zeigen, zumal in unmittelbarer Nachbarschaft mit Seefeld in Tirol und Garmisch-Partenkirchen zwei namhafte touristische Orte liegen.
Stündlich besteht mit den Regionalzügen eine Verbindung nach München Hauptbahnhof über Garmisch-Partenkirchen, Weilheim in Oberbayern und Tutzing. Und zweistündlich verkehrt ein Regionalzug von München Hauptbahnhof nach Innsbruck Hauptbahnhof über Seefeld in Tirol, Reith,Leithen und Innsbruck-Allerheiligenhöfe.
Fester Bestandteil der Brauchtumspflege sind die in Vereinen organisierte Musikkapelle, der Trachtenverein, der historische Spielmannszug, die Gebirgsschützen und diverse kirchliche Gruppen, die eigene Feste veranstalten und an allgemeinen Festen und Umzügen teilnehmen. Darüber hinaus gibt es recht urige Vereine wie die „Schoferer“ (Schafzüchterverein) oder die Fingerhakler. Wie im gesamten Alpenraum, so ist auch der Fasching in Mittenwald eine besondere Zeit. Dann leben die „Maschkara“ (die Maskierten) auf, die Schellenrührer, Jackelschutzer, Goaslschnoizer, Pfannenzieher, Untersberger Mandl, Angler, Teufels- und Bärentreiber, die auf den Straßen und in den Gaststätten zu finden sind. Die zugehörigen Utensilien, vor allem die sehr individuellen Holzlarven (es gibt keine zwei gleichen), sind in Familienbesitz und werden oft seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten weitergegeben. Abends gibt es in den traditionellen Gaststätten gemütliche Abendveranstaltungen (Gungeln) mit Musik und Tanz.
→ Hauptartikel: Liste der Ehrenbürger von Mittenwald
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