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Theoretische Informatik - verdeckte Ermittlungen

Wie begegnet man einem Unbekannten? Man geht freundlich auf ihn zu, spricht ihn offen an, ist interessiert daran, ihn kennenzulernen. Ein wichtiges Merkmal ist auch, daß man sich nicht zu schnell oder gar im voraus eine Meinung über sein Gegenüber bilden darf.

Doch wie denkt man von ihm, wenn sich auch nach längerem Gespräch der andere nicht öffnet? Wie rezensiert man ein Buch, wenn man den Eindruck hat, es wolle auch nach längerem Lesen sein Inkognito wahren? Das Einfachste wäre ein Verriß, wobei man sich an Oberflächlichkeiten festhält und dann einfach die Kapitelüberschriften abschreibt.

Diesen einfachen Weg will ich nicht einschlagen, sondern versuchen, auf den Inhalt des Buches einzugehen, obwohl ich zugeben muß, das Buch nicht zu verstehen. Deshalb hier meine Bitte: Es möge sich doch ein an der Theorie interessierter Mensch finden, der dieses Buch ein zweites Mal rezensiert und dabei auf den Inhalt besser eingehen kann, als ich!

Das Buch will eine ,,problemorientierte Einführung`` sein. Es geht deshalb bei den Themen nicht unbedingt in die Tiefe und ist auch aus einer Grundstudiumsvorlesung entstanden. Ein erstes Kriterium für die Beurteilung dieses Buches ist also, ob es die Autoren verstehen, den Stoff verständlich zu präsentieren.

Ein Ziel der Autoren ist, die Lösung praktischer Probleme ,,mit theoretischer Stringenz zu kombinieren`` (aus dem Vorwort). Genau hierbei entstehen jedoch für mich die Schwierigkeiten: Eine stark mathematische Darstellung bereitet mir Hindernisse beim Verständnis eines neuen Sachverhalts. Deshalb gefallen mir auch die eher informativen Darstellungen in den Hamburger Theorie-Vorlesungen, dem Schöning oder dem Hopcroft/Ullman. Nachdem ein erstes Verständnis gewonnen wurde, kann ich mich auch mit der Formalisierung beschäftigen, sie mit einem Inhalt füllen und im folgenden formale Darstellungen lesen. Es mag andere Menschen geben, die ,,anders gestrickt`` sind und eine mathematische Vorgehensweise bevorzugen.

Eine Sache fällt Hamburger Informatikern gleich auf: Das Buch hat eine andere Struktur. Dies liegt an einer anderen Schwerpunktsetzung der Autoren. Ich stelle deshalb die großen Themenbereiche des Buches denen in Hamburg gegenüber:

Eine abschließende Bewertung ergibt folgendes: Für die Studenten, die eine Hilfslektüre neben der Vorlesung suchen, stellt die andere Schwerpunktsetzung ein Problem dar. Ebenso ist die starke mathematische Ausrichtung für das Verständnis nicht hilfreich. Für Studenten, die ihren theoretischen Horizont schon im Grundstudium erweitern wollen, ist es wohl eine gute Gelegenheit, wenn nicht gar eine Herausforderung. Für eine vertiefende Behandlung im Hauptstudium sind die Hamburger Schwerpunkte wohl zu gering vertreten, jedoch kenne ich mich hier nicht umfassend aus.
Stephan

V. SPERSCHNEIDER / B. HAMMER
Theoretische Informatik: eine problemorientierte Einführung
201 Seiten, DM 34,-
Springer-Verlag 1996
ISBN 3-540-60860-5


Arne Witte
Thu Jul 4 19:04:40 MET DST 1996