Erster Veranstaltungstermin. Das übliche Blabla vorweg - ja doch, den Prof kenne ich doch schon (Hauptstudium). Was erzählt der denn jetzt von sich und seinem Arbeitsbereich. Ist ja wie im Wahlkampf.
Naja, aber die Schlagworte für diese Veranstaltung hörten sich ja richtig spannend an, also lassen wir auch eine low-level-Einführung noch über uns ergehen. ,,Und beim nächsten Mal legen wir dann richtig los ...`` - super, beim nächsten Mal und ich Esel hab meine c't vergessen.
... Eine Woche später ...
,,So, ich wiederhole nochmal kurz ....`` - nicht schon wieder. ,,... gibt es die drei Arten ... wichtig ist dann allerdings ... und man könnte auch DQDB ....`` - was war den das. Halt stop, wieder zurück. Oh nein, das erste unbekannte Wort seit einer Woche und der Typ redet einfach weiter. Daß kann doch nicht wahr sein. Hmm. Es müßte da etwas geben ...
...daß der Prof wüßte, wann er Selbstgänger seziert und wann sich ein Exkurs durchaus lohnen würde.
Das erinnert mich an meine Zeiten als Testhörer bei Sony-Music. Neben einem Fragebogen (bei uns ja auch schon mehrmals durchgeführt) hatte jeder Probant einen Schieberegler. Mit diesem Nippel konnte man synchron das Gefallen einer Musikpassage kund tun. So etwas bräuchten wir in der Uni.
Jeder StudentIn (hm?) hat solch ein Schiebeteil unterm Tisch und kann nach belieben die Langeweile oder sein/ihr Mißverständnis für ein überranntes Thema signalisieren. Der Prof/die Profeuse (wie geht da eigentlich die weibliche Form?) hätte dann eine Anzeige, die das Ergebnis sämtlicher Schieberegler grafisch aufbereitet. Mit dem Erfolg, das der Prof nicht immer zu fragen braucht, ,,Haben das alle verstanden¿` und keiner antwortet.
Der Prof könnte sich einen situativen, evolutionären Vortragsstil angewöhnen (hab ich bei SWT gelernt, hört sich gut an, was?) und bräuchte sich nicht mehr nach dem Aushang der Vorlesungsbewertungsbögen möglichst unerkannt zur Mensa schleichen, wenn alle mit dem Finger auf sie/ihn zeigen, weil der letzte Platz diesmal an sie/ihn gegangen ist.
Dieser interaktive Regelkreis würde die Vorlesungen sicherlich spannender gestalten, zumal das I-Meter (Interessiertheits-Meter) ja auch für den Mißbrauch genutzt werden könnte. Man stelle sich eine Gang von radikalen Hauptstudiums-StudentInnen vor, die Grundstudiumsvorlesungen durch techno-artiges fetzen an dem I-Meter attackieren. Der/die Vortragende würde sich dann mehr auf das I-Meter konzentrieren müssen als auf den Vorlesungsinhalt. Hmm, also doch nicht so gut die Idee. Aber wir arbeiten dran.
Anmerkung des Verfassers: Dies ist lediglich ein Anfall des akuten
Informatikersyndroms, wie es häufig auftritt, wenn InformatikerInnen
in Mengen öffentlich auftreten und ihrer Fantasie freien Lauf
lassen. Es geht gegen kein Prof/Profeuse persönlich. Aber wie heist es
so schön: Nichts wird ohne Grund gesagt, oder doch?
Marco Dützmann