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admin@ went CeBIT

Die Glastür wird mit einem heftigen Ruck aufgemacht und zwei kichernde, etwa 13jährige Mädchen treten ein. Zwei Schritte, ein zaghafter Blick nach links, dann nach rechts, aber sie sind schon an unserem kleinen Stand vorbei...Gut, daß ich weiter weg stehe und gerade der etwas langweiligen Podiumsdiskussion lausche, denn so kann ich die beiden abfangen: ,,Hallo, habt ihr vielleicht Lust, euch unseren Stand mal anzuschauen? Wir machen da was speziell für Mädchen...``. Kaum hab' ich sie (mehr überredet als) überzeugt und sie dorthin verschleppt, wo wir all unser Können zur Schau stellen, sind sie auch schon wieder verschwunden, nicht ohne die obligatorische Frage nach einem Werbegeschenk!

Nun ja, was habe ich erwartet? Große Anteilnahme? Verständnis? Wie denn auch, in dem zarten Alter kann frau noch gar nicht beurteilen, geschweige denn würdigen, was wir geleistet haben! Und was die Werbegeschenke angeht: selbst erwachsene Männer haben einfach Stifte mitgenommen, die rein zufällig auf unserem Tisch lagen.

Aber worum geht's hier eigentlich? Wer bin ich, wer sind wir und wieso haben wir einen Stand auf der CeBIT?

Es geht darum, daß Admina sich am Samstag, den 21.3.98 auf der CeBIT vorgestellt hat, und zwar auf dem Stand ,,Frauen geben Technik neue Impulse``. Aufgefordert und gesponsort haben uns die GI-Frauen (Gesellschaft für Informatik), die auf uns aufmerksam wurden, weil wir im letzten Jahr ein Drittel des Uni-Frauenförderpreises bekommen haben!

Admina ist - sollte es da wirklich noch jemanden geben, der noch nie etwas von uns gehört hat, obwohl wir die erfolgreichste Gruppe innerhalb des Fachbereichs sind?! - ein Projekt von Studentinnen für Studentinnen, das einmal pro Semester als einwöchiger Kompaktkurs stattfindet. Vor Beginn werden Fachthemen, die uns interessieren, und Frauen aus den eigenen Reihen, die sich im Vortragen üben möchten, ausgesucht. In der Admina-Woche selbst, werden die vorbereiteten Themen dann so präsentiert, daß alle Teilnehmenden sehr viel dabei lernen und zudem noch Spaß haben, durch die lockere Atmosphäre. Im Vordergrund steht dabei immer die Praxis, die leider im Studium zu kurz kommt! In vergangenen Admina-Wochen ging es z.B., um Inhalte wie: Internet, Hardware,
HTML-, Java- und Prolog-Programmierung, Netzwerkadministration...

Was genau haben wir auf der CeBIT gemacht?

Das sogenannte CeBIT-Orga-Team setzte sich aus 5 (engagierten, interessierten und hochmotivierten) Admina-Frauen zusammen, die auf der Messe von zwei weiteren Adminas (selbige Adjektive) tatkräftig unterstützt wurden. Im Vorfeld hatten wir Plakate erstellt, auf denen wir versuchten, unser Projekt so professionell wie möglich darzustellen, was sich aber als fast ausweglos herausstellte angesichts der Tatsache, daß es sich um die CeBIT handelte! Außerdem nahmen wir fälschlicherweise an, daß wir vor Ort keinen Internetanschluß haben würden, so daß wir uns die Mühe machten unsere Web-Seiten (übrigens zu bewundern unter: http://www.informatik.uni-hamburg.de/Frauen) auf CD-ROM zu pressen, und das zwei Tage vor dem großen Auftritt (unnötiger Streß!).

Aktuelle Anmerkung: Wie gut, daß wir unsere Seiten noch auf CD-ROM haben, jetzt wo ein paar Server, quasi wie von geisterhand, verschwunden sind. War die Mühe nicht ganz umsonst...

Vor Ort wurde uns schnell klar, daß wir aktiv werden mußten, wenn wir auch nur ansatzweise wahrgenommen werden wollten. Wir haben jede sich uns bietende Gelegenheit versucht auszunutzen, indem wir einfach auf Leute (meistens auf Frauen) zugegangen sind und sie in Gespräche verwickelt haben. Aber auch das klappte nur zum Teil, denn zum einen hatten wir leichte Platzprobleme und zum zweiten hatten wir mit normalen menschlichen Ängsten zu kämpfen. Der sehr kleine, nach innen gewölbte Raum, der uns zur Verfügung stand, wurde von einem Tisch und einem Pult mehr als ausgefüllt, so daß er weder für uns Anbieter, noch für selten auftauchende Interessierte genügend Platz bot. Für Leute, die nur mal schauen wollten, waren die Plakate nicht lesbar genug, jedenfalls aus dem normalen ,,nur-mal-schauen-wollen``-Abstand.

Trotz dieser schwierigen Umstände, gab es genügend erfreuliche Kontakte: verschiedene Interviews wurden mit uns durchgeführt, sprich die Presse hatte großes Interesse an unserem Projekt, Vertreter weltweit operierender Firmen kamen speziell auf uns zu, um uns Praktikums- und Job-Möglichkeiten anzubieten, aber auch Menschen wie Du und ich waren interessiert an Informationen über das Studium der Informatik allgemein bzw. an frauenspezifischen Fragen.

So z.B. haben wir uns mit Lehrern über den Informatik-Unterricht an Schulen unterhalten und haben dabei sowohl für uns wichtige Erkenntnisse gewonnen (Zitat: ,,Frauen sind toll!``), als auch ihnen hilfreiche Tips für die Gestaltung des Unterrichts mitgegeben. Wir haben Frauen kennengelernt, die ein ähnliches Projekt an der Uni Paderborn gestalten und uns mit ihren Erfahrungen neue Impulse und Ideen gegeben haben. Einige eifrige Väter und Ehemänner, die ihren Töchtern, Söhnen oder auch Ehefrauen Broschüren, Studienführer und sonstige informative Materialien mitbringen wollten sind mit Fragen wie z.B.: ,,Wie bring' ich meiner Frau Computer bei?`` an uns herangetreten. In einer Podiumsdiskussion wurde der Studiengang ,,Produktdesign`` vorgestellt, wobei sich der Verantwortliche ganz bewußt an Frauen gewandt hat, denn ,,Frauen spinnen besser``.

Es ergaben sich im Laufe des Tages einige sehr interessante Gespräche, aber der absolute Höhepunkt war eine Diskussion mit dem Chef einer kleinen Firma, der der Meinung war/ist, daß Frauen, die keinen Profit abwerfen auch keine Existenzberechtigung haben. No comment! Das spricht für sich selbst...

Fazit: Es war eine sehr interessante Messe-Erfahrung, obwohl es für unsere Ziele nicht der richtige Ort war, denn wir konnten zu wenig Frauen erreichen. Der betriebene Aufwand hat sich für uns trotzdem gelohnt, war aber teilweise zuviel (CD-ROM-Geschichte, nicht lesbare Plakate, usw.). Insgesamt war es für Admina ein sehr produktiver Auftritt, weil wir viele motivierende Kontakte geknüpft haben. Nach außen haben wir wahrscheinlich nicht sehr viel bewirkt, aber wir haben gezeigt, daß es Informatikerinnen gibt! Einige Punkte würden/werden wir beim nächsten Mal demnach anders angehen, wie z.B., uns Visitenkarten zu besorgen.

Wie geht's weiter?

Admina war, ist und wird weiterhin aktiv sein mit verschiedenen ähnlichen Projekten (Finut, Informatika Feminale...), aber auch mit dem Admina-Tutorium selbst, welches das nächste Mal vom 5.10-9.10.98 stattfinden wird. Aufgrund der hohen Nachfrage ist eine Anmeldung erforderlich, so daß man sich entweder jederzeit per E-mail bei Nilüfer Çaliskan oder spätestens auf der Vorbesprechung am 30.6.98 anmelden sollte.

Liebe Frauen, kommt zu Hauf, es lohnt sich!

Noch Fragen?

Wenn dem so ist, dann habt ihr folgende Möglichkeiten:
Irina Marinescu


bits-Redaktion
10/06/1998