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Die Ostergeschichte

 ,,Heute kein Rechnerbetrieb`` stand nach Ostern am FBI-RZ zwei Tage lang an der Tür. Leider war es kein verspäteter Aprilscherz, sondern der Osterhase hatte zugeschlagen. Niemand hatte es ihm zugetraut, bringt er doch sonst immer nur die geliebten Schokoladeneier. Doch in der Nacht von Ostersonntag auf -montag wurde er böse. Er schleicht zum Informatikum, schlägt ein Fenster ein und beginnt, im Rechenzentrumsbereich die Schließzylinder aus den Schlössern zu bauen.

Dann holen er und seine Helfer die Checkliste raus und fangen an, die bestellten Geräte zusammenzusammeln. Da wird der Hauptrouter ausgebaut, schön ordentlich, damit nichts kaputt geht, der Fileserver, der Mail- und Nameserver, der NT-Server. Aus einem weiteren Server wurde der Prozessor ausgebaut. Damit später auch ein Backup gemacht werden kann, werden einige Bandlaufwerke eingepackt und die Platte aus dem Backup-Server dazu. Damit die Server nicht alleine irgendwo aufgestellt werden, schließlich kann man nicht nochmal wiederkommen, werden auch die neuesten 10 Workstation-Arbeitsplätze mit eingeladen, natürlich ohne Monitore, die sind ja viel zu schwer. Für den Privatgebrauch packt sich der Osterhase noch eine PC-Ausstattung hinter die Löffel wie auch ein paar andere Kleinteile, die einfach verlockend aussehen.

Ja, soll das etwa alles sein? Nein, weit gefehlt, auf der Wunschliste stehen noch mehr Geräte - und das DFN-CERT hat ja auch noch welche, also werden dort weitere drei Geräte eingepackt. Tja, wie soll man die ganzen Rechner nun wegschaffen, langsam wird es fast schon wieder hell, und der Tag ist ungeliebt? Also noch schnell den Schlüsselkasten durchsuchen und den richtigen Schlüssel für das Tor und die Schranke nehmen und den Laster an die Rampe fahren. Schnell alles einladen, die Tür wieder abschließen und abhauen.

In den nächsten Tagen werden die Geräte, alles in allem weit über DM 600.000 wert, schon wieder an anderer Stelle, weit weg von Hamburg wieder aufgebaut und das komplett geklaute Rechenzentrum wieder in Betrieb genommen. Abgeschottet nach außen, damit niemand die Seriennummern und sonstige Identifizierungsmerkmale finden kann.

Am Ostermontagmorgen finden die Informatiker dagegen nur ein Puzzle vor, denn aus dem, was noch übriggeblieben ist, gilt es, möglichst schnell wieder ein einigermaßen funktionierendes Rechenzentrum zu basteln. Auf die Schnelle werden ein paar Komponenten gekauft, damit nach zwei Tagen der Notbetrieb wieder anläuft.

So oder so ähnlich hat es sich Ostern am FBI begeben. Jeder, der am Dienstagmorgen fragte: ,,Warum ist das RZ zu¿` dachte nach der Antwort an einen Aprilscherz, doch die Wahrheit ist bitter. Ich habe schon lange keine solchen ungläubigen und verdutzten Gesichter mehr gesehen.

Was passiert jetzt weiter, wie bekommen wir Ersatz? - Gute Frage, nächste Frage. Eins steht jedenfalls fest: Es gibt keine Kasse oder Versicherung, die jetzt sofort die Schatulle öffnet und großzügig verteilt. Zunächst wurden der File-Server und der NT-Server leihweise ersetzt und das Regionale RZ stellte einige Netzkomponenten leihweise zur Verfügung, die aber anderswo genauso dringend gebraucht werden. Das hat dazu geführt, daß z.Zt. alles wieder läuft.

Der FBI verhandelt mit der Uni und der Behörde, um Gelder zu bekommen, damit der Schaden behoben werden kann. Außerdem gibt es eine Spendenaktion, über die Ihr unten mehr lesen könnt. Die Verhandlungen haben inzwischen einen erfreulichen Ausgang, denn die Behörde stellt DM 150.000 und die Uni DM 200.000 für neue Geräte zur Verfügung, und die Spendenaktion hat auch schon erste Erfolge eingebracht. Damit kann der Schaden großteils wieder abgedeckt werden.

Auf alle Fälle bedeutet der Einbruch für unseren Fachbereich, daß über die Sicherheitsmechanismen nachgedacht werden muß. So wird z.B. die Bewachung ausgebaut. Und zum Schluß noch ein großes Danke an die RZ-Mitarbeiter für die schnelle Wiederherstllung des Betriebes!
Arne Witte


bits-Redaktion
10/06/1998